18 augustus 2020 In de media

Spors über Leihdeals: „Nicht jeder Spieler ist wie Mount oder Ödegaard dafür gemacht“

Zu seiner Zeit als Chefscout bei RB Leipzig war Johannes Spors unter anderem an den Verpflichtungen von Timo Werner und Ibrahima Konaté beteiligt. Mark Uth kam auch seinetwegen 2015 zur TSG Hoffenheim. Seit April ist Spors, der am heutigen Montag seinen 38. Geburtstag feiert, als Sportdirektor bei Vitesse Arnheim in der Eredivisie im Amt.
Im ausführlichen Transfermarkt-Interview spricht der Heidelberger über seinen facettenreichen Job in Corona-Zeiten, den Trainerfindungsprozess, seine Vision mit Vitesse, seine Erfahrungen beim HSV, die Vorbehalte gegen die Leihkooperation mit dem FC Chelsea und den veränderten Transfermarkt.

Transfermarkt: Herr Spors, was steht bei Ihnen – abgesehen von diesem Interview – für gewöhnlich alles auf der Tagesordnung? 

Johannes Spors: Jeder Tag sieht unterschiedlich aus, das ist das Schöne an dem Beruf. In der jetzigen Phase versuche ich, häufig beim Training dabei zu sein, den Fokus komplett bei der Mannschaft und beim Trainerteam zu haben. Das Scouting möglicher Neuzugänge steht auf der Tagesordnung, dazu finden viele Gespräche statt – darum kreist derzeit alles. In den ersten Monaten habe ich mir durch Vorarbeit vieles dafür freischaufeln können. Trotzdem beginnen die Tage relativ früh und enden spät.

Transfermarkt: Zu Ihrer Vorstellung am 24. März wurden Sie mit der Aussage zitiert: „Ich freue mich darauf, meine Vision und meine Ideen bei Vitesse umzusetzen. (…) Wir wollen eine strukturelle Rolle im europäischen Fußball spielen.“ Was sind denn Ihre Vision und Ideen?

Spors: Ich möchte eine bestimmte Art und Weise von Fußball sehen. Deswegen war es meine erste wichtige Entscheidung, einen neuen Trainer zu finden. Es müssen die Rahmenbedingungen geschaffen und ein Staff zusammengestellt werden, damit ein hohes Leistungsniveau entwickelt werden kann. Das spiegelt sich auch im Recruitment wider. All das muss ein einheitliches Bild ergeben – und alle müssen in die gleiche Richtung gehen. Hier sehe ich uns auf einem guten Weg. Es ist spannend und herausfordernd, in einem neuen Land die gleiche Sprache zu sprechen, was den Fußball angeht. Wenn das gelingt, kann es richtig Spaß machen.

Transfermarkt: Wie soll Ihr Fußball denn genau aussehen?

Spors: Er soll intensiv sein, schnell, mit vielen Umschaltmomenten und aggressiv – das sind die wichtigsten Elemente. Wir wollen die in Holland stark geprägte Fußballphilosophie für unsere Zwecke nutzen. Und wir wollen nicht alles komplett umkrempeln. Diese Denkweise teile ich mit dem neuen Trainer. Deswegen habe ich ihn auch ausgesucht.

Man muss flexibel genug sein, es zu akzeptieren, wenn ein
Kandidat etwas noch nicht in seiner Vita stehen hat

Transfermarkt: Wie sind Sie denn auf Thomas Letsch gekommen, der zuvor bei Austria Wien und Erzgebirge Aue im Amt war und danach ein Jahr ohne Job blieb?

Spors: Ich habe für mich selbst ein ganz klares Profil festgelegt mit ganz vielen Inhalten, die mir wichtig sind und von denen ich überzeugt bin, dass sie zu mir und Vitesse passen. Es geht auch um die Frage: Was braucht die Mannschaft, wie ich sie schon kannte? Und dann habe ich mich wirklich sehr, sehr intensiv auf dem Trainermarkt umgeschaut, sehr viele Gespräche mit niederländischen, deutschen und internationalen Trainern geführt. Natürlich ist solch ein Profil, wie ich es festgelegt habe, ein gewisses Idealbild. Man muss flexibel genug sein, es zu akzeptieren, wenn ein Kandidat etwas davon noch nicht in seiner Vita stehen hat.

Transfermarkt: Bei Thomas Letsch sind Sie dann hängen geblieben…

Spors: Bei ihm war relativ früh klar, dass er mein Topkandidat ist. Trotzdem haben wir uns viel Zeit genommen, um uns gut kennenzulernen. Das alles Entscheidende war, dass wir die gleiche Spielidee teilen. Wenn er mal unzufrieden ist, weiß ich, warum das so ist. Wir sprechen die gleiche Sprache, vielleicht hat das auch mit der gemeinsamen Red-Bull-Zeit zu tun. Diese ähnliche Denkweise hat uns geprägt und verbunden. Wir kannten uns vorher gar nicht gut, auch wenn man sich mal über den Weg gelaufen ist.

Transfermarkt: Das haben Sie dann intensiv nachgeholt.

Spors: Es war mir ganz wichtig, dass ich mir genügend Zeit nehme. Da war die coronabedingte Pause sogar ein kleines bisschen hilfreich, weil es mehr Zeit gab, mit vielen Kandidaten wie Thomas intensiv zu sprechen. Und auch Thomas konnte viele Informationen über den Klub sammeln.

Transfermarkt: Nun können Sie es ja verraten: Mit wie vielen Trainern haben Sie denn gesprochen?

Spors: Es gab natürlich schon vor meiner Zeit aus verschiedenen Richtungen bei Vitesse Ideen, welche ich mit aufgenommen habe. Dann ging es darum, aus einer umfangreichen Long List eine Short List zu erstellen, auf der dann nur noch sechs oder sieben Trainer stehen. Thomas war in meinen Ideen immer vorn dabei, aber ich hätte es als fahrlässig empfunden, mich nicht im Detail mit vielen anderen Trainern auseinanderzusetzen. Das hat seine Position im Prinzip aber nur weiter gestärkt.  

Transfermarkt: Nur einen Monat nach ihrem Einstieg wurde die Eredivisie als erste größere europäische Liga abgebrochen. Haben Sie sich ihre Anfangszeit bei Ihrem neuen Arbeitgeber nicht etwas anders vorgestellt? 

Spors: Komplett. Ich kenne diese „Zoom“-Calls mittlerweile sehr gut (lacht). Unterbrochen war die Eredivisie ab Mitte März, abgebrochen wurde Sie dann etwas später. Sicherlich war ich immer mal wieder am Ort des Geschehens. Aber es war total ungewöhnlich, dass ich die Spieler nicht im Training sehen konnte. Mit Mitarbeitern konnte man keine gemeinsamen Meetings abhalten, sondern sich nur einzeln treffen oder über Video sprechen. Auch Themen wie Gehaltsverzicht müssen irgendwie moderiert werden. Das war insgesamt absolut ungewöhnlich und schwierig. Auf der anderen Seite war man weg vom wöchentlichen Ergebnisdruck, wenn man spielt. Deswegen fühlt es sich so an, als wäre ich schon lange im Klub.

Nach Einarbeitung bei Vitesse: Spors' Fokus liegt
auf dem Team und dem Transfermarkt

Transfermarkt: Das haben Sie offenbar zu Ihrem Vorteil ausgenutzt…

Spors: Ich konnte mir viele Gedanken machen über die Strategie des gesamten Vereins. Als Sportdirektor bin ich verantwortlich für den kompletten Fußballbereich, von der Jugendakademie bis zur Profimannschaft. Und da geht es mir bei Vitesse schon darum, eine klare Linie vorzugeben, und die möchte ich auch eingehalten wissen. Alle Bereiche müssen gut miteinander verzahnt und jeder für sich gut aufgestellt sein. Uns Deutschen sagt man im Ausland ja gerne nach, dass wir sehr gut strukturiert sind. Diesen Vorwurf lasse ich mir gerne gefallen (schmunzelt). Nun kann der Fokus voll und ganz auf der Mannschaft und dem Transfermarkt liegen.

Transfermarkt: Roger Schmidt bei PSV Eindhoven, Frank Wormuth bei Heracles Almelo: Warum sind deutsche Trainer in der Eredivisie so begehrt?

Spors: Das wurde ich von den niederländischen Kollegen auch schon sehr häufig gefragt. Ob das jetzt der neue Trend ist? Ich glaube, da ist auch ein bisschen Zufall dabei. Aber sicherlich gibt es viele gute deutsche Trainer.

Transfermarkt: Seit 2012 hat Vitesse immer einen einstelligen Tabellenplatz erreicht, im Europapokal war man zuletzt 2017/18 in der Europa-League-Gruppenphase. Wie hoch soll es für Vitesse hinausgehen?

Spors: Wir wollen auf jeden Fall europäischen Fußball spielen, das ist unser Ziel und ganz klarer Anspruch. Dafür muss man sich in der Eredivisie schon einigermaßen weit oben ansiedeln. Wir gehen jetzt in ein Übergangsjahr, das wahrscheinlich viele Ligen durcheinander würfeln wird. Man muss schauen, wer aus dieser Phase gestärkt hervorgeht. Es kann keiner so richtig absehen, welche Probleme noch auf uns zukommen. Daher herrscht kurzfristig vielleicht nicht der ganz große Druck, aber mittelfristig sehen wir uns in Europa. Ich bin auch davon überzeugt, dass das mit diesem Verein auf jeden Fall möglich ist – wir haben super Möglichkeiten. Unser Trainingsgelände ist auf Bundesliga-Niveau, die Rahmenbedingungen sind professionell und innovativ.

Transfermarkt: Beim HSV „erfand“ man für Sie den Begriff des Kaderplaners. Worin unterscheidet sich Ihre Arbeit bei Vitesse von der in Hamburg?

Spors: Den Begriff gab es sicherlich vorher schon mal irgendwo (schmunzelt). Unabhängig von den Zuständigkeiten beim HSV ist es so, dass ich bei Vitesse nun alle den Sport betreffenden Entscheidungen treffe – mit dem Schwerpunkt Profifußball, ohne andere Bereiche wie die Jugendakademie zu vernachlässigen. Diese Entscheidungshoheit war nach der Zeit beim HSV mein Ziel, danach habe ich gesucht. Ich wollte die komplette Verantwortung für den Sport tragen. Das ist hier gegeben und bereitet mir Spaß.

Transfermarkt: Welche Erfahrungen – positiv wie negativ – haben Sie aus Ihrer Zeit beim HSV mitgenommen?

Spors: Ich bin total glücklich damit, die Zeit beim HSV erlebt zu haben, auch im Nachhinein. Nach meinen Stationen bei Hoffenheim und RB Leipzig war mir klar, dass ich in einem Umfeld wie beim HSV noch einmal völlig neue Dinge lernen kann, wenn ich irgendwann Sportdirektor werden will. Es handelt sich schließlich um unterschiedliche Vereine mit unterschiedlichen Strategien und Führungsstrukturen. Ich habe es genossen, all das kennenzulernen bei einem tollen Verein in einer tollen Stadt. Dazu gehörte es auch, sich auf die vielen Personalwechsel einzulassen. Deswegen bewerte ich die Zeit beim HSV absolut positiv. Es sind Erfahrungen, von denen man sagen kann, dass es gut war, sie gemacht zu haben.

Transfermarkt: Sind Sie jemand, der gerne viele Aufgaben an verantwortungsbewusste Mitstreiter abgibt oder am liebsten alles selbst macht?

Spors: Sowohl als auch. Natürlich braucht es ein starkes Team – das ist gegeben, in allererster Linie mit Thomas Letsch als Cheftrainer. Aber ich habe auch den medizinischen Bereich neu strukturiert mit einem Head of Medical and Innovation an der Spitze. Denn wir sehen uns auch als innovativer Verein. Marcel Klos als mein Assistent ist mir aus Hamburg und davor schon aus Leipzig gefolgt. Ich finde es sehr wichtig, eine absolute Vertrauensperson an meiner Seite zu haben, die mich bei einer großen Bandbreite an Themen kompetent unterstützt. Ex-Trainer Edward Sturing ist als Gesicht des Vereins nun Leiter der Nachwuchsakademie, er trägt den Verein in sich. In jedem Bereich gibt es einen Experten. Ich kommuniziere viel und bin an jedem Bereich sehr eng dran, treffe Entscheidungen aber nur dann, wenn ich einen detaillierten Einblick habe.  

Transfermarkt: Scouten Sie mögliche Neuzugänge noch selbst?

Spors: Reisen geht seit Corona kaum noch. Ich würde es gerne häufiger machen. Ich hoffe, dass das bald wieder möglich ist, wenn man als Beobachter in Stadien hereingelassen wird. Es zahlt sich im Moment sicherlich aus, wenn man über Daten- und Videoanalysetools in der Lage ist, sich Spielern zu nähern. Durch meine Vergangenheit als Chefscout habe ich einen relativen guten Überblick über verschiedene Märkte, was in diesem Sommer recht hilfreich ist. Ich schaue mir extrem viele Spieler auf Video an und spreche mit meinen Mitarbeitern.

Transfermarkt: Sie kooperieren bei Vitesse mit dem FC Chelsea. Wie man muss sich diese Zusammenarbeit und den Austausch konkret vorstellen?

Spors: Der Kontakt besteht durch die Freundschaft der Klubeigentürmer. Wir sind kein Schwesterklub, das steht nirgendwo geschrieben, sondern haben einfach einen guten Draht zueinander. Ich hatte bereits vorher schon zu einigen großen Klubs in Europa gute Kontakte – diese sind nun noch besser geworden. Für uns ist diese Kooperation ein riesengroßer Benefit, am Know-How eines europäischen Spitzenvereins partizipieren zu können. Diese Verbindung wird gut gelebt.

Ödegaard und Mount als Positivbeispiele
für Leihen von Chelsea zu Vitesse

Transfermarkt: Patrick van Aanholt (Crystal Palace) war von Januar 2012 bis Juni 2014 für Vitesse Arnheim aktiv. Der Linksverteidiger kritisierte das Leihkonzept des FC Chelsea im März scharf. Genau wie der Ex-Frankfurter Lucas Piazón (Rio Ave FC), der im vergangenen September sagte: „Ich wurde schon fast nach ganz Europa verliehen. Ich bin es leid, hier und da zu spielen, ich brauche einen Platz, an dem ich mich zuhause fühlen kann.“ Verstehen Sie die Vorbehalte?

Spors: Komplett. Diese Fragen müssen allerdings junge Spieler und ihre Berater beantworten, ob es für sie der richtige Schritt ist, schon so früh zu einem großen Klub zu gehen. Das hat auch stark mit der Persönlichkeit und dem Umfeld zu tun. In dieser Hinsicht ist Chelsea sicher nicht der einzige Verein, wenn man sich die Serie A und Premier League anschaut. Auch in Deutschland ist diese Tendenz ja zu erkennen und die großen Vereine haben auf jeden Fall Vorteile, dass sie durch Ausleihen Marktwerte generieren. Aber eben nicht jeder Spieler ist, wie Mason Mount oder Martin Ödegaard, dafür gemacht. Die beiden haben auch durch Vitesse ein Topniveau erlangt. Es gibt genügend Leihspieler, die über einen Zwischenschritt ähnliches geschafft haben.

Von Delac bis Blackman
Diese Spieler lieh Vitesse von Chelsea aus
Zur Übersicht

Transfermarkt: Durchaus gute Werbung für Vitesse…

Spors: Wir sind eine super Plattform, um Spieler zu entwickeln und ihnen eine Plattform in einer starken ersten Liga zu geben. Wir haben den Anspruch, vorne mit dabei zu sein. Wenn wir uns mit einem Spieler beschäftigen, können wir diesem viel Spielzeit auf hohem Niveau bieten. Natürlich sind wir für einen Spieler dann womöglich nicht der letzte Verein in seiner Entwicklung. Wenn ein Spieler bereit ist, diesen Weg mitzugehen, weiß er, was er davon haben kann. Wenn er einzig seine finanzielle Lage bei uns verbessern will – dann wäre er bei uns ohnehin falsch.

Transfermarkt: Aber welche Problematik verbirgt sich noch hinter dem Leihkonstrukt?

Spors: Es geht hauptsächlich darum, dass der Verein, der den Spieler ausleiht, diesen auch wirklich haben möchte. Das ganze Setting muss passen. Beide Umfelder müssen stabil sein. Es ist für einen jungen Spieler schlecht, wenn er sich irgendwohin ausleihen lässt – und nach vier Wochen ist der Trainer oder Sportdirektor, der ihn haben wollte, weg. Das Leihkonstrukt birgt Chancen und Risiken. Ich verstehe auch Spieler, die damit nicht so gut klargekommen sind. Aber es ist zu einfach, die Schuld dafür alleine bei den Vereinen zu suchen.
 

Das Budget, über das wir vor Corona im März gesprochen
haben, ist nicht mehr aktuell

Transfermarkt: Welche Vorteile ergeben sich für Vitesse aus den Leihgeschäften?

Spors: Wir versuchen grundsätzlich natürlich die Anzahl der Spieler, die vertraglich fest an den Verein gebunden sind, hoch zu halten. Wenn wir selbst Marktwerte entwickeln wollen, ist das wichtig. Durch Corona haben wir einen ganz besonderen Transfersommer. Bisher haben wir jede Menge neue Verträge mit jungen Spielern der Akademie abgeschlossen, Verträge auch erfahrenerer Spieler verlängert und drei externe Neuzugänge geholt, davon zwei per Leihe, um Qualität dazuzuholen. Es ist davon auszugehen, dass darüber hinaus noch etwas über Leihgeschäfte passiert, was aber natürlich der coronabedingten Situation geschuldet ist. Da müssen wir uns einfach an unserem Transferbudget orientieren. Das Budget, über das wir vor Corona im März gesprochen haben, ist nicht mehr aktuell. Deswegen geht es darum, Spieler per Leihe passgenau zu rekrutieren – daraus kann auch etwas Positives entstehen.

Transfermarkt: Charly Musonda Jr. (23) war der letzte verbliebene von insgesamt 21 Chelsea-Leihspielern bei Vitesse. Wie viele Blues-Spieler werden Sie 2020/21 haben?

Spors: Es ist nicht so, dass wir versuchen, unbedingt von Chelsea Spieler auszuleihen. Wenn es klappt, ist es gut – wenn nicht, ist es auch in Ordnung. Das müssen ja auch alle Seiten wollen. Und wir arbeiten auch mit vielen anderen großen Klubs zusammen und scannen Möglichkeiten. Wichtig ist immer die Reihenfolge. Zuerst einmal wird ein ganz genaues Profil erstellt mit der Fragestellung: Was für einen Spieler brauchen wir? Was muss dieser auf seiner Position für eine Charakteristik mitbringen, damit er uns hilft? Es gibt ein sehr breites Spektrum an Optionen.

Transfermarkt: Leihtransfers sind durch Corona generell ein größeres Thema bei den Vereinen geworden. Wie machen sich die Auswirkungen der Pandemie bei Vitesse Arnheim und in Ihrer Arbeit noch bemerkbar?

Spors: Wir haben als erstes den Spielern der eigenen Akademie eine Chance gegeben. Wir haben viele vertraglich gebunden und hatten sie lange in der Vorbereitung mit dabei – das hat sich auch bewährt. Das ist ein Trend, den viele Vereine vollziehen. Ein junger talentierter Spieler in der Akademie zu sein, das ist im Moment nicht so schlecht. Nach den drei Neuverpflichtungen haben wir noch rund einen Monat Zeit bis zum ersten Spiel. Wir trainieren erst einmal in Ruhe mit der Gruppe, um dann vielleicht noch passgenau weitere Spieler dazuzuholen. Wir müssen sehr sorgsam mit unserem Budget umgehen. Wir können nicht mit der Gießkanne über den Markt gehen und nehmen uns die Zeit, bis das Richtige kommt.  

 

Spors will Corona nicht als Ausrede
bei Vitesse Arnheim gelten lassen

Transfermarkt: Ist Ihre Vision mit dem Klub durch Corona in Gefahr?

Spors: Nein. Man darf die Situation nicht zu sehr als Ausrede gelten lassen – und das will ich auch überhaupt nicht. Natürlich kann man nicht jede strukturelle Veränderung im Detail durchsetzen, die man im Kopf hat und auch Personal erfordert. Dann müssen Mitarbeiter manchmal eben zwei Rollen ausfüllen. So etwas passiert. Aber alle Teilbereiche rund um die Mannschaft sind mir sehr wichtig. So haben wir beispielsweise hauptamtliches Küchenpersonal, weil ich auf gute Ernährung Wert lege. Und spannende Ideen im Bereich Sportpsychologie. Ich bin überzeugt, dass Erfolg nur dann möglich ist, wenn wir im Detail gut arbeiten, und dafür ist mir auch jedes eingesetzte Budget wichtig. Ohne Corona hätten wir an der einen oder anderen Stelle vielleicht einen Experten mehr gehabt. Aber die Konzentration auf die ohnehin vorhandenen Ressourcen kann im Einzelfall gar nicht schlecht sein.
 
Transfermarkt: Vom ersten Scouting bis zur Unterschrift: Wie zäh kann so ein zu verhandelnder Transfer sein?

Spors: Das kann im Einzelfall richtig lange dauern und sich auch mal über eine komplette Saison hinziehen. Gute Transfers klappen manchmal direkt im ersten Transfermarkt. Ich habe die Biographie von Alex Ferguson gelesen. Darin beschreibt er, wie er Wayne Rooney verpflichtet hat und sich zuvor zwei, drei blutige dabei Nasen geholt hat. Am Ende war das aber ein richtig guter Deal (schmunzelt). Das alles Entscheidende ist es, den Spieler zu überzeugen. Vor Corona ist man für jedes Gespräch durch halb Europa gereist, und der persönliche Kontakt ist auch super wichtig, dennoch helfen heute häufig digitale Optionen. Und dann kommt es natürlich auf die Verbindung zum Berater und jeweiligen Verein an. Jeder Spieler hat seine eigene Geschichte.

Transfermarkt: Durch die Pandemie kommen viele Profis auf den Markt. Ist es einfacher oder schwieriger, gute Spieler zu finden?

Spors: Das kommt darauf an, was man für ein Verein ist. In der Kragenweite, die zu uns passt, wird es nicht einfacher, weil viele Vereine nicht in der Lage sind, große Transfersummen zu zahlen. Es werden vor allem Leihspieler und ablösefreie Spieler gesucht. Es wurde ja auch diskutiert, dass die Gehälter nun deutlich heruntergehen. Das sehe ich vielleicht in Nuancen bestätigt. Corona verleitet zu mehr Sorgfalt, aber es ist nicht zu erkennen, dass es den Markt radikal verändert.

Transfermarkt: Gibt es einen Transfer in Ihrer Vita, auf den Sie besonders stolz sind?

Spors: Ein positives Gefühl hat man immer dann, wenn man merkt, dass nach einer klaren Idee gearbeitet wird und alle mitgezogen haben, denn die guten Transfers sind immer Teamwork.

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Transfermarkt / Foto’s Vitesse

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